Montag, 24. August 2009

Die Bavarische Unschuld

Es gibt im so ruhmreichen wie geheimnisvollen Lande Bavarien der Unschulden einige. Gemein mit anderen Ländern hat das Land Bavarien die Unschuld vom Lande, ein – vermeintlich – weibliches Geschöpf, das sich mitunter in der Lage zeigt, den glorreichen Herren der bavarischen Schöpfung den Hals zu verdrehen, allerdings ohne dass dies zu einer wesentlichen Besserung des Geisteszustands im Lande zwischen Alpinium und Danuvium, das im Osten vom Gebrüll bavarischer Waldbewohner und im Westen durch schwäbische Lautmalereien in den Schranken gehalten wird, beizutragen vermöchte.



Nur dem herausragenden Lande Bavarien eigen ist die Unschuld, die sich in Händen wäscht. Besonders an Tagen, an denen sich die genuinen Bewohner mit zugewanderten Wohnungs- und Hauseigentümern bei auf grell bunten Plakaten überschwänglich angekündigten Festen feste vergnügen, bricht sie sich auf extra aufgebauten Bühnen Bahn. Dass dabei die Zahl „4067“ eine mehr als magische Rolle zu spielen scheint, beschäftigt die Koryphäen in der bavarischen Akademie der weißblauen Wissenschaften seit ewigen Zeiten, obwohl sie sich nur herablassen müssten, die in keiner Weise verschollenen Schriften des bavarischen Nationalgenies Franz Yussuf zu studieren. Jener nämlich erklärt schlüssig, wenn auch nur beiläufig im Anhang seines grandiosen Werkes „Über den Unfug des Staates in Abhängigkeit von der Schuhgröße seiner Mandatsträger“, dass jene Zahl die Menge der Hände beschreibt, in der sich ein gestandener Bavarier gewaschen haben sollte. Wer es geschafft habe, so Franz Yussuf weiter, durch die Hände von 2033einhalb Menschen zu schlüpfen und dann auf einer wie immer gearteten Bühne das Regiment zu führen, sei gesegnet mit dem, was die Bavarische Unschuld seit Bestehen des ruhmreichen Landes auszeichnet: mit Narrenfreiheit.

Es selbst, so bemerkt Franz Yussuf in seiner letzten Fußnote, sei Zeuge.

Sonntag, 9. August 2009

Der Bavarische Zimtchinese

Bestens, und nicht besser könnte es das in Stein gemeißelte Wort des bavarischen Nationalgenies Franz Yussuf unterstreichen, belegt das zahlreiche Vorkommen des Zimtchinesen, das sich besonders um von fleißigen Gemeindebediensteten gepflegte Zimthaufen auf öffentlichen Spielplätzen konzentriert, den offenherzigen Umgang der bavarischen Bürgerinnen und Bürger mit Trägern fremder Gewürze. Da der Zutritt auf vielen dieser Plätze im Bavarischen Kernland nur bis zum zwölften Lebensjahre gestattet ist, agiert der gemeine Zimtchinese bevorzugt auf psychologisch durchdachter Camouflage-Basis und erhält durch verschmitztes Lächeln in klassischer Permanenz den Eindruck aufrecht, er könne kein Wässerchen trüben – außer Seen, Flüsse und Meere.



Ursprünglich war der gesellige Zimtchinese als Beschützer aller Schafezüchter und Rächer der Enterbten im schmalen Umfeld der Seidenstraße beheimatet. Fehlende, aber für Karawanen aus wertvollen und würzigen Dummköpfen unverzichtbare Navigationsgeräte sorgten für einen gleichwohl unverständlichen wie unerträglichen Stillstand, so dass sich die hervorragendsten Kräfte unter den Zimtchinesen am seidenen Faden abseilten und die Welt eroberten – wobei sie in unfassbarer Kürze noch im Dufte der Gewürze feststellten, dass das geheimnisreiche Land Bavarien die gesamte Welt aufs Trefflichste repräsentiere und ein angenehmes Nest für Zimt und Zauber biete. „Güwürzy cinnamom daquì!“, lautet der Morgenruf der Zimtchinesen: „Also sind wir hier!“

Freitag, 7. August 2009

Die Bavarische Seele des Rap wohnt in Jetzendorf

Mit zentrifugaler Kraft haben finstere Mächte aus dem All versucht, die Wurzeln des Rap im herrlichen Lande Bavarien auszureißen und in einer so kleinen wie unbedeutenden Stadt mit Namen New York zu etablieren. Es ist, und dafür danken wir dem so fruchtbaren wie Besitz ergreifenden Boden des ruhmreichen Landes Bavarien, nicht gelungen, und wo die wahren Wurzeln des Rap, dieser Mischung aus Schuhplatteln und Kuhspaziergang, tatsächlich liegen, zeigt dieser Film aus Jetzendorf. Das malerische Dorf am Oberlauf des idyllischen Flusses Ilm ist gesegnet mit einer Crew von Fachleuten, deren Wissen über die feinen Unterschiede zwischen Gletscherbrise und Schnupftabak unübertrefflich bleiben wird, wenngleich sie versuchen, auch die Nachwelt, ein gewisses Maß an Nasenvolumen vorausgesetzt, in die Geheimnisse des edlen Stoffes einzuführen.

Donnerstag, 6. August 2009

Der Bavarische Ameisenbär

Groß ist die Zahl, in der die Geheimnisse Bavariens, jenes Landes zwischen dem Flusse Donau und den Ausläufern der alpinischen Berge, gemessen werden, doch nun flackert ein Kerzenlicht im Dunkeln: der Bavarische Ameisenbär, flugtauglich und fallresistent!

Tequila Sunrise in der Abenddämmerung

Viel zu wenig beachtet werden die kleinen Kulturkerzen, die regelmäßig im Kunst-Café angezündet werden, und eine davon hatte an einem wunderschönen Sommerabend im Innenhof des Hotels Haimerlhof eine Gitarre dabei. Harry Dorner, Ex-Sänger und Gitarrist der Heidelberger Coverband „Suzy Crew“, spielte Songs aus allen Ecken der akustischen Folk- und Rockmusik.
„Tequila Sunrise“ von den Eagles machte den Anfang auf der schwarzen Gitarre, und dann schwebten die Songs, nachdem sie die Ohren der Zuschauer musikalisch umschmeichelt hatten, in die Abenddämmerung. Quer durch vier vergangene Jahrzehnte ging Harry Dorners angerauhte Stimme, begleitete Kris Kristoffersons „Me and Bobby McGee“ auf der Mundharmonika, und bei Pink Floyds „Wish you were here“ war der Bann endgültig gebrochen.



Alle wippten im Takt mit, manch einer summte, andere sangen mit, und bei Chris Normans „Stumblin’ in“ sprang eine Dame aus dem Publikum ein und ersetzte Suzi Quatro im Duett mit Harry Dorner …
Und wo schon viele Kerzen brennen, gesellt sich auch noch eine hinzu: Wolfgang Grewe, aus dem musikalischen Kosmos Wolnzachs nicht mehr wegzudenken, unterstützte Harry Dorner auf seinem kleinen Zaubergerät mit den Tasten und blies zu später Stunde „Norwegian Wood“ von den Beatles in den Nachthimmel, der von einem kleinen, aber feinen Kulturereignis des Kunst-Cafés noch lange erleuchtet wurde.